Ellenbogen

Tennisarm

Was im Volksmund als Tennisellenbogen oder Tennisarm bezeichnet wird, wird tatsächlich nur im Ausnahmefall durch Tennisspielen hervorgerufen. Viel treffender wäre der Begriff „Mausarm“ oder "Heimwerker-Ellenbogen". Denn chronische Überlastung am Computer, insbesondere der Maus, oder ungewohnte Belastungen bei handwerklichen Tätigkeiten wie Schrauben, Wringen oder Hämmern lösen erheblich häufiger als Tennisspielen die lästigen Schmerzen auf der Außenseite des Ellenbogens aus.
Röntgen- / MRT-Bild Tennisarm

Tennisellenbogen - was ist das?

Ein Tennisellenbogen hat seine Ursache meist in einer Überlastung von Sehnenansätzen. Entweder handelt es sich um eine akute Überlastung, weil eine ungewohnte manuelle Tätigkeit zu intensiv durchgeführt wurde, oder eine chronische Überlastung, weil die Erholungsphasen zwischen immer wiederkehrenden Belastungen zu kurz waren. Es ist die Sehne an der Außenseite des Ellenbogens, die schmerzhaft ist. Die entsprechenden Muskeln sitzen am Unterarm und sind für die Streckung des Handgelenkes verantwortlich. Dem entsprechend sind typischerweise Überlastungen der Hand und des Unterarms und gerade nicht des Ellenbogens für den Tennisarm ursächlich! Beim Tennisarm klagt der Betroffene vor allem über Schmerzen am Ellenbogen, wenn er die Hand bzw. die Unterarm-Muskulatur belastet. Häufig sind es alltägliche Bewegungen, wie das Einschenken einer Tasse oder das Greifen eines Aktenordners, die Beschwerden machen. Nicht selten sind jedoch auch Störungen im Bereich der Halswirbelsäule, beispielsweise chronische Verspannungszustände, für Beschwerden am Ellenbogen mitverantwortlich.

Nur die sichere Diagnose gewährleistet einen sicheren Behandlungserfolg beim Tennisarm!

Bevor man sich im konkreten Fall über die optimale Behandlung von Beschwerden am Ellenbogen Gedanken macht, sollte zunächst vom Fachmann abgeklärt werden, ob es sich tatsächlich um einen Tennisellenbogen handelt, oder ob nicht eine andere Ursache hinter den Schmerzen steckt. So können beispielsweise Erkrankungen der Halswirbelsäule, Nervenreizungen, Muskelveränderungen oder eine Arthrose am Ellenbogengelenk verantwortlich sein. Die genaue Krankengeschichte, d.h. die Fragen - seit wann, wo, wodurch und wie es schmerzt - sowie die gründliche körperliche Untersuchung des Patienten bilden die Basis für eine erfolgreiche Therapie. Definierte Tests, die das Ellenbogengelenk direkt betreffen, werden ergänzt durch Untersuchungen der Halswirbelsäule und der Muskulatur sowie durch bestimmte Nerventests. Zusätzliche apparative Untersuchungen wie Röntgen, Ultraschall und Kernspintomographie (MRT) können bei der exakten Diagnosestellung helfen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt´s beim Tennisarm?

Soweit möglich sollte bei jeder Behandlung der Grundsatz gelten: "Mit möglichst sanfter Therapie dauerhafte Heilung!". Gerade beim Tennisellenbogen muss der Patient die Erkrankung und das Behandlungskonzept verstehen, da er an der Genesung aktiv mitarbeiten muss.

Wichtigster Schritt: Die konsequente Eigenbehandlung!

Eine wichtige Voraussetzung für das Ausheilen des Tennisarms, d.h. für eine dauerhafte Beschwerdefreiheit ist, dass der gereizte Sehnenansatz entlastet wird. Die chronisch erhöhte Spannung muss von der Sehne genommen werden. Konkret heißt Entlastung des Sehnenansatzes für den Patienten zweierlei:

  1. Tätigkeiten die Schmerzen auslösen, müssen gemieden werden
  2. die Unterarmmuskulatur muss regelmäßig, intensiv gedehnt werden

Durch die regelmäßige Dehnung (3 bis 4 mal täglich, jeweils 3 bis 4 mal wiederholen, jeweils Position ca. 20 sec. halten) wird die erhöhte Grundspannung der Muskulatur normalisiert. Eine weitere wichtige Voraussetzung für das Ausheilen der Sehnenreizung ist eine Verbesserung der lokalen Durchblutung, um so die Selbstheilung des Gewebes zu fördern. Empfohlen wird hierzu insbesondere eine selbstständige Eis-Lolly-Behandlung: 1 bis 2 Mal täglich sollte der schmerzhafte Bereich mit dem Eislolly für ca. 10 min. abgerieben werden. (Herstellung des Eislollys: Tasse, Joghurtbecher o. ä. mit Wasser füllen, Löffel oder Stäbchen hineinstecken, im Eisfach zum Gefrieren bringen, zur Behandlung den Eislolly aus dem Gefäß entnehmen) Durch die Eisabreibung kommt es reaktiv im Gewebe zu einer maximalen Mehrdurchblutung, ähnlich wie beispielsweise nach einer Schneeballschlacht die Hände anfangen zu glühen.

Physiotherapie:

Häufig sind schon in der Frühphase der Erkrankung zusätzliche gezielte physiotherapeutische Behandlungen sinnvoll, um eine Chronifizierung des Tennisellenbogens zu verhindern. Besonders effektiv ist hier die Durchführung bestimmter Übungen, des so genannten "exzentrischen Krafttrainings", bei dem eine langsame Steigerung des Trainings empfohlen wird. Begleitend kann durch eine spezielle Form von Massage die Durchblutung in der Tiefe des Gewebes verbessert werden. Ähnlich wie diese so genannte Querfriktion wirken auch Ultraschall- oder Elektrotherapie. Krankengymnastische Übungen und Manuelle Therapie am Arm aber auch der Halswirbelsäule sollen die gestörte Spannung der Muskulatur regulieren. Die Physiotherapie sollte 2 bis 3 mal wöchentlich für jeweils 30 bis 60 min. erfolgen.

Bandagen:

Die so genannten Epicondylitis-Spangen oder -Bandagen bewirken durch Druck auf die Muskulatur eine Regulierung der gestörten Muskelspannung und führen zu einer leicht veränderten Zugrichtung am schmerzhaften Sehnenansatz. Eine Epicondylitis-Spange sollte über mehrere Stunden täglich insbesondere bei Belastung getragen werden. Die Erfahrungen mit Bandagen und Spangen sind recht unterschiedlich. Es gibt eine ganze Reihe Patienten, die sehr gut auf eine solche Bandage ansprechen, andererseits auch Patienten, bei denen sich durch sie keine Verbesserung erzielen lässt.

Medikamentöse Therapie:

Die Behandlung mit Medikamenten kann grundsätzlich durch Salben, Tabletten oder Spritzen erfolgen. Salben sind in aller Regel gut verträglich. Bei Sehnenansatzreizungen besteht meist jedoch nur eine eingeschränkte Wirksamkeit. Die Einnahme von entzündungshemmenden Tabletten (Diclofenac, Ibuprofen etc.) ist nur in Ausnahmefällen empfehlenswert, da Wirkung und Nebenwirkungen häufig in keinem guten Verhältnis stehen. Bei stärkeren Beschwerden machen gezielte Injektionen an den gereizten Sehnenansatz mit einem entzündungshemmenden Präparat Sinn. Beim akuten Tennisarm mit kurzem Verlauf kann eine Injektion mit einem milden Cortison-Präparat ausnahmsweise ein probates Mittel sein, um eine schnelle und effektive Linderung herbei zu führen. Von den früher oft eingesetzten wiederholten Cortison-Injektionen bei chronischen Verläufen wird heute aufgrund von neuen Studien-Ergebnissen abgeraten, da diese in solchen Fällen die Stoffwechsel-Situation der Sehne eher negativ beeinflussen.

Eigenbluttherapie (ACP/PRP):

Der Einsatz von Eigenblut zur Behandlung des Tennisarms hat sich in den letzten Jahren zunehmend bewährt. Hierbei werden entzündungshemmende Wachstumsfaktoren und schmerzlindernde Botenstoffe aus dem Blut des Patienten in einer Zentrifuge aufbereitet und isoliert. Anschließend können sie dann in konzentrierter Form, mittels Injektion direkt an das degenerativ veränderte Sehnengewebe appliziert werden, um die Abheilung zu unterstützen.

Botoxtherapie:

Neuere Untersuchungen deuten darauf hin, dass auch die lokale Muskelbehandlung mit Botox erfolgversprechend sein kann. Durch das Botulinum-Toxin wird die Nervenleitung reduziert und somit die Muskulatur dauerhaft entspannt. Bei diesem Verfahren handelt es sich nach heutigem Kenntnisstand um eine experimentelle Therapie-Form, die noch weiter in Studien untersucht werden muss, bevor eine allgemeine Empfehlung ausgesprochen werden kann.

Stoßwellentherapie:

Wissenschaftlich deutlich besser untersucht ist die Stoßwellentherapie. Hierbei werden hochenergetische Schallwellen auf den schmerzenden Sehnenansatz geleitet. Durch die Wellen soll es zur Schmerzreduktion und Ausheilung der Sehnenreizung kommen. Es sind drei bis fünf Behandlungen im Abstand jeweils einer Woche zu empfehlen.

Akupunktur:

Bei der Akupunktur handelt es sich um eine alternative Behandlungsmöglichkeit, die in der Hand des erfahrenen Anwenders z.T. zu erstaunlichen Verbesserungen der Beschwerden beim Tennisarm führt. Über die Akupunktur kann zum einen die Spannung der Muskulatur direkt beeinflusst werden, zum anderen kann der Kreislauf Schmerz -Verspannung - Schmerz nebenwirkungsfrei unterbrochen werden. Es sind in aller Regel 6 bis 10 Sitzungen 2-mal wöchentlich empfohlen.

Operation:

Die operative Behandlung des Tennisarms steht am Ende der Behandlungsfolge. Sie wird nur dann empfohlen, wenn eine längerfristige intensive konservative Therapie mit Eigenbehandlung, Physiotherapie und medikamentöser Behandlung nicht zu einer dauerhaften Beschwerdefreiheit führt. Da die Ursache der Schmerzen bei chronischen Krankheitsverläufen im Bereich der Ansätze der Strecksehen am Ellenbogen liegt, werden bei der etablierten offenen Operation nach Hohmann und Wilhelm sämtliche Strecksehnen des Handgelenkes und der Finger über einen ca. 3cm langen Schnitt, komplett vom Knochenansatz am Ellenbogen gelöst und neu vernäht. Zudem werden bei dieser Methode schmerzübertragende Nerven der Knochenhaut verödet.

Dr. med. Jan Vonhoegen M.D. (USA) präsentiert eine neue Behandlungsmethode in der Therapie des chronischen Tennisarms – Tennisellenbogens:

Aktuelle Untersuchungen haben ergeben, dass insbesondere Veränderungen in der Sehne des kurzen Handgelenksstreckers (Extensor carpi radialis brevis) für einen chronischen Tennisarm verantwortlich sind. Spezialisten können minimal invasiv mittels Arthroskopie, einem Verfahren, dass bei anderen Gelenkerkrankungen schon über viele Jahre sehr erfolgreich angewandt wird, ganz gezielt das erkrankte Gewebe aus der Sehne entfernen. Bei der Arthroskopie werden über zwei wenige Millimeter kleine Zugänge zum einen eine Optik und zum anderen feine Operationsinstrumente im Bereich des äußeren Ellenbogens eingeführt und unter Sicht der Sehnenschaden behandelt. Zahlreiche Patientenstudien aus den USA ergaben bei der Behandlung des Tennisarms durch Arthroskopie bis zu 92% sehr gute kurz- und langfristige Ergebnisse bei sehr geringem Komplikationsrisiko.

Der arthroskopische Eingriff ist schonender, weniger risikoreich und weniger schmerzhaft als das herkömmliche Operationsverfahren. Insgesamt ist mit einer Heilungs- und Nachbehandlungsdauer von ca. 3-4 Monaten zu rechnen.

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Die Ärzte der Praxis für Orthopädie und Sporttraumatologie sind hoch spezialisiert. Im Fokus stehen vor allem Erkrankungen und Verletzungen von Schulter- und Kniegelenken
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